26.11.2021

Coronapandemie

Die Coronapandemie dominiert unseren Praxisalltag. Natürlich lese ich auch weiterhin interessante Studien, die sich lohnen würden hier darzustellen, es fehlt schlicht an der Zeit diese online zu stellen. Dann gehe ich in meiner Freizeit doch lieber Tennis spielen oder auf mein Rennrad.

Bis auf weiteres wird dieser Punkt also nicht weiter aktualisiert.

Dr. Ole Rathje

26.01.2021

Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes im Rahmen einer COVID-19-Infektion

Als Komplikation einer COVID-19-Infektion ist der Verlust des Geruchs- und Geschmackssinnes schon lange bekannt. Das Auftreten dieses Symptomkomplexes im Rahmen eines Infektes mit Husten und Fieber ist schon alleinige für sich nahezu beweisend für eine COVID-19-Infektion (natürlich wird man trotzdem noch einen Abstrich machen).
Forscher haben nun insbes. die Einschränkungen des Geruchssinnes bei COVID-19-Patienten untersucht. 41% der Erkrankten bemerkten eine subjektive Einschränkung des Geruchssinnes. Untersucht man die COVID-19-Erkrankten genauer (mittels standardisierter Riechproben) so konnte eine teilweise Einschränkung des Riechsinnes in 96% nachgewiesen werden, 18% der Probanten hatten gar keinen Geruchssinn mehr (sog. Anosmie). Die Einschränkung des Geruchssinnes tritt ist also eher die Regel.
Wann erholt sich der Geruchs- und Geschmackssinn wieder? Das wurde in einer Studie im Juli 2020 überprüft. In 72% erholte sich der Geruchssinn und in 84% der Geschmackssinn binnen 4 Wochen. Mitunter halten diese Sinnesstörungen aber auch Monate lang an. Es konnte kein Indikator festgestellt werden, der eine längere Regenerationszeit verhersagte. Auch gibt es keinen sinnvollen therapeutischen Ansatz. Insofern bleibt da leider nur das Abwarten.

29.07.2020

Tetanus-Auffrischimpfung überhaupt notwendig?

Maßgeblich für die deutschen Impfempfehlungen ist die Ständige Impfkomission (STIKO), die für Erwachsene eine Auffrischimpfung gegenüber Tetanus (Wundstarrkrampf) und Diptherie alle 10 Jahre vorsieht, nachdem im Kinderalter die sog. Grundimmunisierung erfolgt ist.

Die WHO hat 2016 schon Daten von 2001 bis 2016 publiziert, die zeigen konnten, dass die Raten an Tetanus und Wundstarrkrampf in Ländern mit regelmäßigen Auffrischimpfungen (z.B. Deutschland) identisch sind mit den Raten in Ländern, die eine Auffrischimpfung nicht vorsehen (z.B. England, die mit 14 Jahren das letzte Mal, die "final dose", impfen).

Neuere Untersuchungen konnten diese Ergebnisse bestätigen (siehe https://academic.oup.com/cid/article-abstract/doi/10.1093/cid/ciaa017/5741633?redirectedFrom=fulltext).

Wir werden schauen, wann und inwieweit diese Ergebnisse in die Empfehlungen der STIKO mit einfließen. Wir weisen in diesem Zusammenhang aber ausdrücklich darauf hin, dass wir uns stets streng an diese Empfehlungen halten, sprich aktuell noch die Auffrischimpfungen in einem regelmäßigen 10-jährigen Intervall durchführen.

06.01.2020

Reisethrombose - was bringt die Heparinspritze?

Immer wieder wird diskutiert, ob die Gabe eines Heparins, wie es u.a. zur Thrombosevorbeugung nach Operationen Anwendung findet, eine Reisethombose z.B. bei längeren Flugreisen verhindern kann. Grundsätzlich muß man sagen, dass das Risiko eine Reisethrombose zu entwickeln sehr gering ist. 2 von 10000 Reisenden entwickeln auf einer längeren Flugreise eine symptomatische, therapiepflichtige Thrombose. Wenn man davon ausgeht, dass diesen beiden Thrombosen mittels Thrombosespritzen hätten vermieden werden können, hätten sich 4999 Reisende die Spritzen "umsonst" gesetzt. Das ist eine sehr schlechte, bzw. indiskutable Quote (number needed to treat). Wir raten daher von der routinemäßigen Heparingabe ab und empfehlen eher allgemeine Maßnahmen (immer mal wieder Aufstehen, möglichst Sitzplatz am Gang, Wadenübungen, viel trinken, lockere nicht schnürende Kleidung) und bei entsprechender Risikokonstellation das Tragen von Kompressionsstrümpfen.

18.12.2019

Hohes gesundheitliches Risiko durch Konsum bestimmter Nahrungsmittel

Sogenannte "high processed foods" oder "ultrahigh processed foods" sind umfangreich behandelte oder angereicherte Nahrungsmittel. In Studien konnte nun gezeigt werden, dass der vermehrte Konsum dieser Nahrungsmittel mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt, Diabetes mellitus Typ 2 und bestimmten Krebserkrankungen einhergeht. Dieses Risiko ist unabhängig von der Gewichtszunahme die oft unter dem vermehrten "Genuß" dieser Nahrungsmittel zu beobachten ist. Als besonders schädlich wurden z.B. Frühstücksschinken (wegen der hohen Salzbelastung), Vollkornkekse (wegen der hohen Zuckerbelastung), ummantelte Nüsse (wegen Salz und Zucker in der Ummantelung), Tiefkühlpizza (hohe Zucker- und Salzbelastung) und Margarine (wegen schädlicher Transfettsäuren) identifiziert. Die Liste ist nicht komplett. Unter der Suchanfrage mit den Schlagwörtern "high processed foods" sollten Sie weitere Beispiele finden.

01.11.2019

Maserninfektion beeinträchtigt massiv das Immunsystem

Es ist lange bekannt, dass eine akute Maserninfektion eine bedrohliche, mitunter tödliche, Erkrankung darstellt (2018 weltweit 140.000 Todesfälle!)
Neueste Forschungen haben jetzt noch einen anderen Aspekt einer Maserninfektion aufgedeckt. Das Masenvirus vernichtet insbesondere die Immunzellen im Körper, die das Gedächnis für schon durchgemachte Infektionen darstellen, die sog. Memory-Zellen. Das Immunsystem wird sozusagen zurückgesetzt. In der Folge ist man wieder anfällig für längst durchgemachte Infektionen und auch anfälliger für neue Infektionserkrankungen. Erkennbar ist dieser Effekt auch daran, dass Kinder die Masern durchgemacht haben, für mehrere Jahre (!) eine höhere Sterblichkeit für Infektionserkrankungen und in den Folgejahren im Schnitt auch einen höheren Medikamentenverbrauch (z.B. Antibiotika) haben.
Gerne überprüfen wir in der Praxis Ihren Impfstatus gegenüber Masen anhand Ihres Impfausweises oder einer sog. Impftiterkontrolle.

20.02.2019

Ernährung 2050 - Empfehlungen der Lancet-Komission

Die sog. Lancet-Komission hat Empfehlungen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung publiziert um auch im Jahr 2050 10 Milliarden Menschen (noch) ernähren zu können.
Die Basis stellt eine tägliche Energieaufnahme von 2500 Kilokalorien dar. Die tägliche Nahrungzufuhr sollte sich optimalerweise folgendermaßen zusammen setzen:
232 g Vollkorn-Produkte
300 g Gemüse
200 g Obst
250 g Milchprodukte
43 g Fleisch
28 g Fisch
125 g Hülsenfrüchte und Nüsse
40 g ungesättigte Fettsäuren
31 g Zucker
Während diese Zahlen einmal wieder zeigen, dass die Wissenschaft manchmal nur bedingt alltagstauglich ist, wird doch deutlich, dass insbesondere der Fleischkonsum deutlich eingeschränkt werden sollte. Aktuell isst jeder Deutsche im Schnitt 160g Fleisch pro Tag.

23.01.2019

Die Rotavirus-Impfung schützt möglicherweise vor dem Diabetes mellitus Typ 1

Neben dem Diabetes mellitus Typ 2 (T2DM) nehmen weltweit auch die Fallzahlen für den Diabetes mellitus Typ 1 (T1DM) zu. Der T1DM ist eine Autoimmunerkrankung der Bauchspeicheldrüse. Oft manifestiert sich diese Erkrankung schon im Kindes- und Jugendalter, während der T2DM überwiegend eine Erkrankung älterer Patienten darstellt.
Während die Fallzahlen für T1DM weltweit zunehmen, nehmen sie in Australien hingegen leicht ab. Dieser Trend war Gegenstand einer Untersuchung die kürzlich im JAMA Pediatrics publiziert wurde. Hier wurde der Rückgang mit der Einführung der Rotavirus-Impfung in Verbindung gebracht. Die Rotavirusinfektion ist eine virale Durchfallerkrankung gegen die im ersten Lebensjahr (6. - 24. Woche) geimpft wird.
Weitere Untersuchungen erscheinen notwendig um eine kausale Beziehung Impfung > Rückgang T1DM zu bestätigen und evtl. den Mechanismus klären.

03.01.2019

Die Grippeschutzimpfung schützt vor dem Herzinfarkt

Bereits frühere Studien konnten den Zusammenhang zwischen einer Influenzainfektion und dem Herzinfarkt aufzeigen. So gingen z.B. zwischen 1998 und 2008 5.6% aller herzbedingten Todesfälle in Hongkong auf eine Influenzainfektion zurück.
Dieser Zusammenhang ist besonders tückisch, da Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen zum einen natürlich herzinfarktgefährdet sind, zum anderen aber auch anfälliger für eine Influenzainfektion. Sie tragen somit in der Grippesaison ein deutlich erhöhtes Herzinfarktrisiko in sich, was sich aber über die Grippeschutzimpfung wieder auf das für den Patienten normale Maß absenken lässt.
Es gibt also wieder ein Grund mehr FÜR die saisonale Grippeschutzimpfung.

13.12.2018

Blutdruckeigenmessungen

Blutdruckeigenmessungen sind oft fehlerbehaftet und damit nur eingeschränkt verwertbar. Das liegt weniger an einem möglicherweise mangelhaften Gerät, sondern zumeist an der fehlerhaften Durchführung.
Eine Studie der Case Western Reserve University in Cleveland mit über 38000 Patienten konnte nun noch eine andere, relevante, Fehlerquelle identifizieren. In dieser Studie konnte gezeigt werden, dass die erste Messung einer Eigenblutdruckmessung zu einem falsch erhöhten Ergebnis kam. Die daraufhin durchgeführte zweite Messung nach einem einminütigen Intervall zeigte im Schnitt einen um 8mmHg niedrigeren systolischen Blutdruck. Die Autoren haben errechnet, dass ohne die zweite Messung 36% der Patienten fälschlicherweise als blutdruckkrank eingestuft würden!
Die zweite oder sogar dritte Messung nach einem jeweils einminütigen Intervall hat nun auch Einzug in die Empfehlungen der Deutschen Hochdruckliga (DHL) gefunden. Wir können nur die Empfehlung aussprechen, dass auch Sie Ihre Eigenblutdruckmessungen auf dieses Verfahren umstellen.
Weitere Informationen zu Blutdruckeigenmessungen haben wir in unserer Praxisinformation "Blutdruckeigenmessungen" für Sie zusammengefasst.

10.11.2018

Ist die klassische, saisonale Grippeschutzimpfung bald überflüssig?

Bislang impfen wir gegen die "echte Grippe" (Influenza) mit einen Impfstoff der 4 verschiedenen Virusstämme abdeckt (quadrivalenter Impfstoff).
Nun haben Forscher einen neuen, sehr interessanten Impfstoff entwickelt. Zentraler Baustein ist eine Gruppe von Antikörpern, die nur von sog. Kameliden (Kamele, Alpakas etc.) gebildet werden. Nun wurden sog. Adenoviren gentechnisch dazu gebracht, diese schützenden Antikörper zu produzieren und der Patient (bislang nur im Mausversuch getestet) wurde mit diesen Adenoviren infiziert. Diese Adenoviren nisten sich dann in den Schleimhäuten der Atemwege ein und entfalten einen mehrmonatigen Schutz gegenüber 60 verschiedenen Virusstämmen, während der herkömmliche Impfstoff nur 3 oder 4 Stämme beinhaltet. Der neue Impfstoff kann sozusagen als "universeller Influenzaimpfstoff" angesehen werden.
So interessant dieser Ansatz ist, so viele Fragen wirft er aber letztlich auch auf. Insbesondere sind nicht immer alle Ergebnisse, die im Tierversuch zu messen waren auch auf den Menschen übertragbar.
Link zum Artikel (http://science.sciencemag.org/content/362/6414/598/tab-pdf)

02.11.2018

vertrauter Arzt - längeres Leben

Eine Meta-Anlayse aus 22 Studien im British Medical Journal (BMJ) aus diesem Jahr konnte zeigen, dass Patienten, die über viele Jahre ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem (Haus-)Arzt haben, ein geringeres Mortalitätsrisiko haben - somit länger leben. Auch die Gründe hierfür werden diskutiert. Letztlich wird vermutet, dass sich diese Patienten eher an die Gesundheitsempfehlungen ihres Arztes halten, sie z.B. verlässlicher ihre Medikamente einnehmen, eine empfohlene Diät einhalten oder Empfehlungen zu einer Lebensstiländerung auch nachkommen. Dass auf den Arzt zu hören für die Gesundheit gut ist, erscheint uns pausibel und nachvollziehbar!

16.10.2018

Sollen gesunde Menschen regelmäßig Aspirin einnehmen?

Wir unterscheiden grundsätzlich den primärpräventiven Einsatz (z.B. Vermeidung des ersten Herzinfarktes) vom sekundären Einsatz (Vermeidung weiterer Herzinfarkte nach einem Herzinfarkt). Der Stellenwert der täglichen niedrig-dosierten Aspirineinnahme (zumeist 100mg) im sekundärpräventiven Einsatzgebiet (z.B. nach Herzinfarkt) ist unbestritten. Aber sollten auch gesunde Patienten regelmäßig Aspirin primärpräventiv einnehmen um einen ersten Herzinfarkt zu vermeiden wie bislang z.B. die US Preventive Services Task Force (eine amerikanische Gesundheitsbehörde) für Patienten zwischen 50-59J (eingeschränkt) empfiehlt?
Diese Frage kann nach der kürzlichen im New England Journal of Medicine veröffentlichten ASPREE-Studie verneint werden. Der Nutzen hinsichtlich Gefäßerkrankungen war hier nicht messbar bzw. statistisch signifikant. Auch der durch vorangestellte Studien propagierte Nutzen im Hinblick auf einen Schutz gegenüber Dickdarmkrebs konnte nicht gesehen werden. Erwartungsgemäß zeigte die Aspiringruppe aber ein leicht erhöhtes Blutungsrisiko.
Die regelmäßige primärpräventive Einnahme von Aspirin können wir daher nicht empfehlen.

21.09.2018

Vitamin D-Mangel und Knochenbruchhäufigkeit im Alter

Ein Vitamin D-Mangel wurde in der Vergangenheit für eine Vielzahl von körperlichen Beschwerden verantwortlich gemacht. Gegenstand der Forschungen beim Vitamin D betreffen häufig den Knochenstoffwechsel, da ein Vitamin D-Mangel im Wachstumsalter ja die Rachitis und im Erwachsenenalter die Osteopenie/Osteoporose auslöst, zwei Erkrankungen des Knochen(-stoffwechsels). Die wichtige Rolle des Vitamin D im Knochenstoffwechsel ist auch seit Jahrzehnten sehr gut belegt.
2014 wurde erstmals gezeigt, dass Knochenbrüche bei älteren Patienten unabhängig von deren Vitamin D-Werten auftraten. Nun konnte eine große Meta-Analyse (23 Studien, 500.000 Patienten mit insgesamt 188.000 Knochenbrüchen) dieses Ergebnis bestätigen: Höhere Vitamin-D Werte schützen nicht vor Knochenbrüchen, sehr hohe Vitamin D-Spiegel (>100nmol/ml) waren sogar wieder vergesellschaftet mit erhöhten Knochenbruchraten und Sturzereignissen.
Dieses Ergebnis ist aus verschiedenen Gründen mit Vorsicht zu interpretieren. Zum einen schwankt die Qualität der eingeschlossenen Studien erfahrungsgemäß, zum anderen besteht wenig bis gar kein Konsens darüber wie ein Vitamin-D-Mangel überhaupt definiert wird. Klar scheint nur zu sein, dass "viel nicht viel hilft" und sehr hohe Vitamin D-Werte schädlich sind.
Für uns gibt es aktuell (noch) keinen Grund von unserem Vorgehen der Vitamin D-Substitution abzurücken. Sehen wir doch im klinischen Alltag regelmäßig die positiven Effekte der Vitamin D-Substitution z.B. auf Stimmung, Muskulatur und Immunsystem, wenn initial deutliche Mangelzustände (<20nmol/ml) vorliegen.

20.08.2018

Wer wird von Mücken gestochen?

Warum manche Menschen häufiger von Mücken gestochen werden als andere, wurde in der Vergangenheit immer mal wieder untersucht. Postulierte Zusammenhänge wie die Blutgruppe, die Höhe des Cholesterins, die Hautfarbe oder die Nahrungspräferenz konnten nie bewiesen werden. Fakt ist, dass die Annäherung der Mücken an den menschlichen Körper über die CO2-Konzentration erfolgt. Dieses gasförmige Molekül wird von uns ausgeatmet. Aber wir alle atmen CO2 aus, und dieses auch in vergleichbaren Mengen.
Eine neuere Untersuchung konnte jetzt zeigen, dass die Mikrobiota (= Gesamtheit von Keimen auf unserer Haut) der entscheidene Faktor ist. Diese Keime (im wesentlichen Bakterien und Pilze) sind stoffwechselaktiv. Menschlicher Schweiß ist z.B. geruchlos, Keime verstoffwechseln diesen aber, so dass er anfängt zu riechen.
Leider wissen wir noch nicht konkret, welche Substanz/Substanzen die Keime produzieren und damit die Mücken anlocken, so dass wir hieraus noch keine therapeutische Empfehlung ableiten können. Aber vielleicht können das weitere Untersuchungen zeigen - stellen durch Mücken übertragene Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber die Menscheit vor große medzinische Probleme und und ein wirkungsvoller Mückenschutz wäre ein sinnvoller präventiver Ansatz. Bis dahin bleibt es bei den bekannten Maßnahmen gegen Mücken wie Kleidung, Mückennetze oder Repellentien.

08.07.2017

Kaffeetrinker leben länger

Dieses "medizinische Gerücht" besteht schon länger: "Leben Kaffetrinker länger", bzw. hat Kaffeekonsum einen lebensverlängernden Effekt?
2017 wurde im "Annals of Internal Medicine" schon eine gut gemachte Studie zum Thema Kaffekonsum und Lebenszeit publiziert. In dieser Studie wurden mehr als 700.000 Personen untersucht. Es konnte gezeigt werden, dass Kaffeetrinker signifikant weniger Herzerkrankungen, Krebs, Diabetes und Nierenerkrankungen entwickelten.
Aktuell wurde im "Journal of the American Medical Association" (JAMA) eine weitere Studie publiziert. Thema dieser Studie war, ob auch ein starker Kaffeekonsum (8 Tassen/Tag) noch mit einem positiven Effekt auf das Überleben vergesellschaftet war. Dieses konnte bestätigt werden. Der Effekt war übrigens unabhängig davon ob der Kaffee koffeinhaltig oder koffeinfrei war. Das Koffein spielt hierbei somit keine Rolle. Für den positiven Effekt werden andere Substanzen verantwortlich gemacht, die bislang aber noch nicht identifiziert werden konnten.
Kritisch zu bemerken ist bei solchen Studien immer, ob es denn wirklich am Kaffeekonsum liegt oder ob sich vielleicht Kaffeekonsumenten anders verhalten und insgesamt gesünder leben als Nicht-Kaffeetrinker. Dieser Störfaktor konnte zumindest in der aktuell veröffentlichen Studie weitestgehend ausgeschlossen werden, da dort viele weitere Faktoren wie das Körpergewicht, Zigarettenabhängigkeit und dergleichen miterfasst wurden.
Eine vergleichbare Studie zum Teekonsum ist mir nicht bekannt. Da das in Tee enthaltene Teein aber chemisch dem Koffein entspricht (nur langsamer aus dem Tee freigesetzt wird) und Koffein für den positiven Effekt nicht verantwortlich ist, kann man keine Rückschlüsse auf den Teekonsum ziehen.
Vielleicht etwas überspitzt kann man zusammenfassend sagen: Kaffeekonsum bis hin zu 8 Tassen am Tag ist gesund.

25.06.2018

Friluftsliv - Reduktion des chronischen Stresslevels durch Bewegung in der freien Natur

Die Gemeinschaftspraxis Am Gutspark hatte vor einigen Monaten schon die Praxisinformation "Aufenthalt in der freien Natur" herausgegeben. Dort hatten wir die vielfältigen positiven Effekte genannt, die der Aufenthalt/die Bewegung in der freien Natur auf u.a. auf Stimmung, Blutdruck, Blutzucker oder das Immunsystem hat.
Nun sind nach "hygge" scheinbar skandinavische Bezeichnungen en vogue. "Friluftsliv", übersetzt mit "Freiluftleben" konnte nun nach Untersuchungen des Instituts für Bewegungswissenschaften, Hamburg, eine signifikante Stressreduktion bewirken, die über das Trierer Inventar für chronischen Stress (TICS, nutzen auch wir in der Gemeinschaftspraxis Am Gutspark) standardisiert abgefragt wurde. Auch objektive Werte wie der Nüchtern-Cortisolwert oder die Herzfrequenzvariabilität (HRV) besserten sich.
Planen Sie also wieder den sonntäglichen Familienspaziergang ein und gehen möglichst oft in die freie Natur. Sollten Sie wegen Streß oder streßbedingten Beschwerden krank geschrieben sein, sollte die Arbeitsunfähigkeit dazu genutzt werden, morgens und abends Spaziergänge in der freien, möglichst unberührten, Natur zu absolvieren.

13.06.2018

Hochintensives Zirkeltraining - eine effektive, zeitsparende Trainingsform

Schon länger ist bekannt, dass man mit hochintensivem Intervalltraining (Wechsel aus niedrigen Belastungsintensitäten mit maximalen Belastungsstufen) positive Trainingseffekte erzielen kann, die sich ansonsten nur über ein langwieriges, zeitintensives (Grundlagenausdauer-)Training erzielen lassen.
Eine Forschergruppe aus Frankfurt konnte nun zeigen, dass ein hochintensives, funktionelles 3x wöchentlich durchgeführtes, 15-minütiges Zirkeltraining (HIFZ) mit 20-sekündigen Phasen einer maximalen Belastung (z.B. in Form von Kniebeugen, Step-ups oder Burpees) und jeweils nachfolgenden 10-sekündigen Pausen auf verschiedene Variablen (motorische Funktion, Sportmotivation) einen besseren Effekt hatte als ein 3x wöchentliches Walkingtraining von jeweils 50 Minuten Dauer (Zeitbedarf: 45 min vs. 150 min)
Diese Beobachtung deckt sich mit unseren persönlichen Erfahrungen im Hinblick auf das sog. Grundlagenausdauertraining bei Rennradfahrern.

30.05.2018

Vitamin- und Mineralstoffpräparate ohne durchgreifenden Effekt auf Herzkreislauferkrankungen

In einer Metaanalyse die Studien in einem Zeitraum von 2012-2017 einschloß, zeigte sich ein eher ernüchternder Effekt von Mineralstoff- und Vitaminpräparaten auf Herzkreislauferkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder plötzlicher Herztod. Einzig Folsäure zeigte einen, wenn auch geringen, Nutzen. Vitamin C und Vitamin E zum Beispiel zeigten keinerlei positive Effekte. Warum keine positiven Effekte messbar waren, ist zur Zeit noch nicht klar. Entweder haben die Mineralstoff-/Vitaminpräparate keinen Effekt oder Patienten die solche Präparate nehmen verhalten sich anders und vernachlässigen z.B. die sportliche Betätigung oder ernähren sich schlechter, weil Sie ja schon "etwas für ihre Gesundheit tun". Das könnte etwaiige positive Effekte solcher Präparate wieder ausgleichen. (Studie aus „Journal of the American College of Cardiology“).

14.05.2018

vegane Ernährung - ein Risiko für die Schilddrüse?

Veganer ersetzen tierische Produkte häufig durch Sojaprodukte. Schon länger ist bekannt, dass diese die Aufnahme von Schilddrüsenhormonen im Darm hemmen und es unter sojareicher Kost (über 30g Sojaprotein täglich) zu einem sogenannten Kropf (Struma) kommen kann.
Neuere Erkenntnisse konnten nun zwei weitere Effekte der in Soja enthaltenen Soja-Isoflavone identifizieren. Erstens wird ein körpereigenes Enzym (tyreoidale Peroxidase) gehemmt, welches bei der Bildung von Schilddrüsenhormon wichtig ist (der Körper produziert somit weniger Schilddrüsenhormon) und zweitens interagieren Soja-Isoflavone mit einem körpereigenen Eiweiß (Transthyretin), welches die Verteilung des Schilddrüsenhormons im Blut und in der Gehirnflüssigkeit (Liquor) regelt. Insbesondere der zweite Effekt ist für Neugeborene kritisch, da hier die Anwesenheit von Schilddrüsenhormon im Gehirn für die Ausreifung/Entwicklung des Gehirns entscheidend ist.
Die negative Effekt der sojareichen Ernährung auf die Produktion von Schilddrüsenhormon konnte glücklicherweise durch eine ausreichende Jodversorgung ausgeglichen werden. Da die größte Jodquelle bei uns der Seefisch darstellt und dieser von Veganern nicht gegessen wird, sollte deshalb eine Jodid-Substitution erwogen werden.
Der negative Effekt von Soja auf die Schilddrüsenhormonaufnahme im Darm spielt kaum eine Rolle, wenn die allgemeinen Einnahmehinweise zu Schilddrüsenhormonen beachtet werden (Einnahme mit Wasser wenigstens 30 Minuten vor dem Frühstück).

15.01.2018

Mikrobiota und Ballaststoffe

Als Mikrobiota (synonym: Darmflora) wird die Gesamtheit der Bakterien bezeichnet, die unseren Darm bewohnen. Auf diesem Feld wird aktuell intensiv geforscht. Interessant sind die Ergebnisse inwieweit wir durch unsere Ernährung Einfluß auf die Darmflora haben und was eine gestörte Darmflora im Körper alles bewirken kann.
Forscher der Uni Nürnberg konnten nun nachweisen, dass eine ballaststoffreiche Ernährung (z.B. Müsli zum Frühstück, viel Gemüse) die Darmflora so verändert, dass Keime im Wachstum gefördert werden, die mehr sogenannte kurzkettige Fettsäuren (u.a. Propionat und Butyrat) bilden. Diese Fettsäuren haben erwiesenermaßen einen positiven Einfluß auf Entzündungsvorgänge im Körper, z.B. bei Rheuma oder auch auf den Knochenstoffwechsel.
Daneben haben Ballaststoffe auch weitere bekannte positive Effekte. So sättigen sie ohne dass eine große Energiemenge in den Körper aufgenommen wird, und sie regulieren die Darmtätigkeit.
Leinsamen oder z.B. Flohsamenschalen stellen also eine gute Nahrungsergänzung insbesondere zum Frühstück dar, gerade auch für Patienten die unter chronisch-entzündlichen Erkrankungen leiden.

05.01.2018

Neue ernährungsmedizinische Erkenntnisse

Eine neue Studie im Lancet (Dehgan et al, Lancet Vol 390 10107, p. 2050-2062) konnte zeigen, dass eine fettarme Ernährung mit einer erhöhten (!) Sterblichkeit infolge Herzinfarkt und Schlaganfall einhergeht. Dieses betrifft ebenso eine kohlenhydratreiche Ernährung (was aber durch ältere Studien schon als gesichert galt). Interessanterweise war die Zusammensetzung der Fette (gesättigt, einfach ungesättigt, mehrfach ungesättigt) nahezu irrelevant für diesen Effekt.
Insofern sollte die Ernährung "low-carb" aber auch durchaus fetthaltig sein. Dabei ist natürlich immer zu beachten, dass eine fettreiche Kost auch mit einer Gewichtszunahme assoziiert ist, die den positiven Effekt dann wieder aufheben könnte. Auch sind Transfettsäuren (gehärtete Fette) weiterhin unbedingt zu vermeiden.

20.12.2017

mangelnde Fitness - ein unterschätztes Risikofaktor - "Sitzen ist das neue Rauchen"

Wer keinen Sport betreibt, hat ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen wie Herzinfarkt oder Herzschwäche. Diese Tatsache ist schon lange bekannt, nur ist der Einfluß des moderaten Ausdauersports auf die Gesundheit nur selten an einer großen Patientenzahl gut untersucht worden.
Fasst man alle bekannten Studien zusammen, und da ist insbesondere die schon 2005 durchgeführte Studie der Cooperklinik in Dallas an über 32.000 Patienten zu nennen, so kann das Risiko des Bewegungsmangels bzw. der mangelnden Fitness in etwa mit dem täglichen Rauchen von 20 Zigaretten (!) verglichen werden. Ein Grund mehr, ein moderates Ausdauertraining durchzuführen um das persönliche Herzinfarktrisiko weiter zu minimieren. Gerne geben wir Ihnen hierzu weitere Informationen.